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Wildkräuter Führungen, Seminare, Praktika, Beratung |
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Christina Schuster .Lebbiener
Weg 1 058 61 – 67 58 service@wild-kraeuter.de |
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.24. Januar - Im Wildkräutergarten.
.Wildkräuter-Erlebnis-Küche und das „ayurvedische Gefühl“.
.Wildkräuter aus eigenem Garten.
.Was mir am Herzen liegt - dafür habe ich Zeit.
.Eßbare Wildkräuter mit Geschmack.
.Wildkräuter: duftend, heilend, würzend.
.Wo der Wildkräuter-Blütensalat wächst und frisch geerntet wird.
TEXT + FOTOS VON
CHRISTIAN GEISLER
ERSCHIENEN IM LOGBUCH AUF meerfreiheit.com
AM 24. JAN 2022
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+ FOTOS VON CHRISTINA SCHUSTER Eine Beschreibung
des Kalenders |
Kalenderrückseite des Juni-Monatsblattes |
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.Wildkräuter. |
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Für viele Gartenbesitzer sind Giersch und andere Unkräuter eher lästig, doch kulinarisch betrachtet, ergibt sich ein ganz anderes Bild. In Mitteleuropa sind über 2000 Pflanzen essbar! Dazu gehören auch fast alle Wildkräuter, die in jedem Garten als Unkraut von allein wachsen. Es gilt, daraus die wohlschmeckensten zu finden und davon nur die zarten Teile abzuschneiden. Denn viele Pflanzen, auch essbare, sind kein wahrer Genuß, sei es, weil sie zu bitter schmecken oder zähe Faserteile haben. Die Blüten vieler essbarer Wildkräuter setzen farbenfrohe Akzente. Für Nachschub ist gesorgt Im Gegensatz zur Ernte der meisten Gartengemüse werden Wildkräuter nur beerntet. Durch die darauffolgende Verzweigung der Pflanze ist laufend für frischen Nachwuchs und so- mit auch zarten Nachschub gesorgt. Unsere Empfehlungen Aufgrund ihres milden Aromas und ihrer saftigen Konsistenz kann die Vogelmiere in großen Mengen jeder Mischung beigegeben werden. Die obersten länglichen Blätter der Herbstaster sind sehr mild und eignen sich neben roher Verwendung auch gut, um sie als Blattgemüse zu dünsten. Giersch ist wirklich sehr wohlschmeckend. Aromatisch, würzig, aber nicht streng. Vereinzelt lassen sich auch im Juni noch zarte Gierschblätter finden. Zu erkennen sind sie an der glänzenden Oberfläche und der frischen grünen Farbe. Wichtigstes Merkmal für zarten Gierschgenuss ist der Grad der Blattfaltung. Ein aufgeklapptes Blatt ist bereits sehr zäh und nicht mehr zum Verzehr geeignet, weder roh noch gedünstet.
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Das Kleinblütige Knopfkraut, auch Franzosenkraut genannt, ist neben Giersch das wohl appetitlichste Wildkraut überhaupt. Die feinen glatten Blätter und Blüten sind ab Juni zu finden. Sein naher Verwandter, das Behaarte Knopfkraut, ist ein tolles Wildgemüse.
Die Triebspitzen und obersten Blätter der Weißen Taubnessel haben ein kräftiges, leicht erdiges Aroma, ähnlich der Roten Bete. Wegen der feinen Härchen fühlen sich die Blattoberflächen leicht pelzig an, das ist nach kurzer Dünstzeit jedoch nicht mehr zu schmecken oder zu fühlen. Gelbe Nachtkerzenblüten sind sehr lecker und zart, denn ihr Geschmack ist mild und leicht süßlich. Die unreifen Samenstände bilden eine längliche Schote. Sie sind saftig und etwas knackig.
Die Blüten der Sommeraster mit weißen Hüllblättern sehen Gänseblümchen sehr ähnlich, haben jedoch einen scharfen Geschmack. Es empfiehlt sich eine vorsichtige Dosierung. Sauerklee + Sauerampfer haben einen frischen, sauren Geschmack. Wegen der enthaltenen Oxalsäure sollten sie dennoch besser nur als Beimischung verwendet werden. |
Wildgemüsezubereitung Die schnelle Küche einmal anders – Zubereitung von schmackhaften Unkräutern Wildkräuter-Blattgemüse lässt sich mit wenig Aufwand zubereiten und schmeckt fabelhaft, sofern nur die jungen Pflanzenteile geerntet werden. Für eine Portion reichen 50 g der eiweißreichen Naturkost. Die Kräuter kurz, aber gründlich waschen, um eventuell anhaftenden Sand zu entfernen. Nur etwas abtropfen lassen, denn das wilde Blattgemüse sollte leicht feucht im eigenen Saft gedünstet werden. Dafür eignen sich gut Pfannen und flache Töpfe mit Glasdeckel. Auf übliche Würzmaßnahmen kann verzichtet werden, wobei Tomatenmark eine farbenfrohe Ergänzung ist, welche die köstlichen Aromen der Kräuter nicht überdeckt, sondern eher unterstreicht. Je nach Menge und Anzahl der Portionen 5–10 Minuten bei milder Hitze mit Deckel dünsten, danach vorsichtig wenden und zudeckt ohne weitere Hitzezufuhr noch 1–2 Minuten garziehen lassen. Freuen Sie sich ab dem spätem Frühjahr auf Brennessel, Giersch, Herbstaster und Weiße Taubnessel; ab Juni kommen noch Knopfkraut (Franzosenkraut), Melde und Weißer Gänsefuß hinzu. Als Beilage eignen sich Kartoffeln (gebraten und gekocht), Nudeln (in jeder Form), Linsen, Reis, Hirse, Polenta, Couscous, Quinoa und was Sie sonst noch gerne essen. Probieren Sie es aus!
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Die Kraftstulle Hier ist der Name Programm, denn zarte und frische Wildkräuter verleihen Kraft. Eine der einfachsten Arten Wildkräuter zu genießen, findet sich in der Kraftstulle und man braucht für den Anfang nur wenige Arten für ein delikates Pausenbrot. Genauso schnell ist ein Wildkräutersalat bereitet: Die gewaschenen, zarten Blättchen auf einem Teller verteilen und mit einem dekorativen Ring aus Joghurt als Dressing versehen. Abschließend noch einige Blüten verteilen. Normales Salatdressing mit Essig oder Zitronensaft würde die vielfältigen Aromen der Wildkräuter überdecken. Auch ist es sinnvoll, sie nicht mit normalen Blattsalaten zu mischen. Tomaten verleihen eine zusätzliche saftig-frische Note. Guten Appetit! Genießen Sie die feinen Wilden einfach pur!
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Autorin: Christina Schuster | Wild-Kräuter & mehr | 29451 Dannenberg | www.wild-kraeuter.de |
TEXT VON
CHRISTINA BLANK www.ayurvedakonzept.de .Wildkräuter-Erlebnis-Küche und das „ayurvedische Gefühl“.Ein Garten, vier Frauen und die Idee zur „Kulturellen Landpartie 2012“ im Wendland
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Zwischen Himmelfahrt und Pfingsten findet in diesem östlichsten dünnbesiedelten Zipfel Niedersachsens seit über 20 Jahren ein buntes, vielfältiges kulturelles und politisches Programm an vielen verschiedenen Orten statt. So auch im Wildkräutergarten von Christina Schuster, bei der ich vor einiger Zeit ein Praktikum absolviert hatte. Aus dem Wunsch, „ihre“ Wildkräuter in den kulinarischen Mittelpunkt zu setzen, entstand das Konzept einer offenen „Wildkräuter-Erlebnis- Küche zum Selbermachen“ auf Non-Profit-Basis als Herzstück unserer KLP.
Eigenes Erfahren und Erleben war uns wichtig Unter dem Motto „Sich nähern und nähren: Wildkräuter sehen, ernten und zubereiten“ kamen während der 12 Tage bei bestem Wetter viele nette und interessierte Menschen zu uns in den Garten, um selbst aktiv zu werden. So wie sie gerade eintrafen, wurden sie von uns in Empfang genommen und zunächst mit dem Ablauf etwas vertraut gemacht. Einige hatten schon auf dem Weg zur Küche die Speisenkarte mit warmen und kalten Zubereitungsideen gelesen und sich z. B. für die „Brennende Nessie“, „Giersch-Ex“ oder „Frosch-Spezial“ entschieden. Dann ging es ausgerüstet mit Ernteeimer, Messer und ggf. Schutzhandschuhen zum Sammeln der gewünschten Zutaten. Dabei stand eine „Erntehelferin“ bereit, die bei Bedarf Unterstützung beim Auffinden der Kräuter gab und wie bzw. was davon geerntet wird. So instruiert konnten sich die Leute erst mal in Ruhe im Garten umtun und auf Entdeckungstour gehen. Es durfte alles probiert werden, denn so ist am besten festzustellen, ob das Erntegut den gewünschten Kriterien entspricht: Zarteste junge Blätter, Triebspitzen, Knospen und Blüten für Salat, Kräuterquark und „Kraftstulle“, für spinatartige Gemüsezubereitungen sind die Triebspitzen sowie etwas größere und festere Blätter geeignet. Für Gierschtee kommen auch ältere Blätter, die Knospen und Blüten in Frage. Dieses weitverbreitete Kraut enthält viel Vitamin A und C, es ist reich an Kalium, Magnesium, Calcium, Zink, Mangan und Kupfer, es wirkt harntreibend und entzündungshemmend. Vorm anschließenden Waschen und Zubereiten des Eimerinhalts wurde „das Grünzeug“ noch mal kontrolliert und ggf. aussortiert. Es gab gedruckte Wasch- und Dünstanleitungen als Unterstützung oder wir standen wieder mit Rat und Tat zur Seite. Frische saisonale Wildkräuter mit hoher Nährstoffdichte Wildpflanzen sind robust und ausdauernd. Trotz des warmen Wetters erholten sie sich über Nacht mit etwas Tau am Morgen und warteten so wieder frisch gestärkt auf die nächsten Pflücker.
Ich verwende die Wildkräuter gerne in meiner Ayurveda-Küche und Kochkursen alternativ zu Kulturgemüse. Sie haben einen wesentlich höheren Anteil an wichtigen Mikronährstoffen wie Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. So verfügt die Brennessel neben reichlich Vitamin A, C, E und Kieselsäure über einen hohen Eisen- und Eiweißanteil. Am besten ist sie in warmen Speisen statt Spinat zu verwenden. Die meisten Wildkräuter haben einen bitteren Geschmack, einige schmecken auch scharf oder sauer. Zusammen mit ätherischen Ölen und weiteren bioaktiven Stoffen fördern sie den Appetit und die Verdaulichkeit der Speisen. Ihre Faseranteile pflegen und reinigen die Magen- und Darmschleimhäute. Sie verbessern die Aufnahmefähigkeit des Körpers für wichtige Nährstoffe, regen den Stoffwechsel an, wirken blutreinigend und entgiftend. |
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Also alles Nahrungsmittel-Qualitäten, die im Ayurveda geschätzt werden. Mit ihrer Vielfalt bereichern sie den Speiseplan insbesondere im Frühjahr und Frühsommer. Wildkräuter haben Tridosha-Qualität und dienen als „Natürliche Nahrungsergänzungsmittel“. Da sie roh oft kräftiger schmecken und ihre gesundheitsfördernden Wirkstoffe direkt zur Verfügung stellen, sollte jeder seine individuellen Verdauungskräfte hinsichtlich des Verzehrs von Rohkost beachten. Und, wenn wir es zulassen, sind sie gleich vor der Haustür im eigenen Garten zu finden und zu ernten. Andere Bezugsquellen sind Wochenmärkte, Bioläden und Anbieter im Internet, die die Ware versenden. Ggf. kommen auch (vertrauenswürdige) Brachflächen, Waldränder oder Wiesen infrage. Wer sich unsicher beim selber Sammeln ist und nicht nur auf entsprechende Literatur vertrauen möchte, sucht sich am besten eine/n „Wildkräuter-Kundige/n“ vor Ort, getreu dem Motto: „Nur das Ernten, was man auch wirklich kennt und probiert hat“. Doch zurück zum eigentlichen Geschehen Als wir vier nach dem ersten Ansturm unseren Arbeitsrhythmus gefunden hatten, waren wir voll in unserem Element. So entdeckte ich mein Gespür für die Kinder. Es entspann sich z. B. der folgende Dialog: „Wir möchten einen Frosch machen“ (übersetzt „Kräuterquark zubereiten“). Gesagt, getan. Während die Eltern ihre schon etwas müden Körper auf die nächste Sitzgelegenheit lagerten, tummelten sich ihre Biowecker beim Sammeln für besagten „Frosch“. Nachdem dieser schließlich unter allerlei Getöse zubereitet und verzehrt war, fragte mich der älteste (ca. 7 Jahre) aus der Gruppe: „Kann ich jetzt noch das mit den Herbstastern machen?“ Ja, natürlich...also erneutes Sammeln. Wieder da, wurde schon fachmännisch das Kraut gewaschen und mit dem großen Messer gehackt, die Beilagen ausgewählt (Quinoa, Zwiebeln und Möhren) und schließlich alles in der Pfanne gedünstet. „So, das muss jetzt noch ein bisschen durchziehen, wegen dem Aroma“, wurde nüchtern festgestellt, dem hatte ich nichts mehr hinzuzufügen.
Das „ayurvedische Gefühl“ Es war also ein Kaleidoskop an Individuen. Die dynamischen Prinzipien V/P/K zirkulierten, geistige Konstitutionen zeigten sich in allen Facetten. Das Ganze war eine Erfahrung für alle Sinne. Eine Wahrnehmungsübung für den Blick, der sich auf Wuchshöhe der Pflanzen einpendelte, so dass man die Füße vorsichtig setzen musste, damit die nachwachsenden Pflänzchen an den Beeträndern nicht zertrampelt werden. Also ein Innehalten und eine gewisse Achtsamkeit. Ich denke, das war es auch, was die meisten Leute (unbewusst) daran genossen haben sowie den Umstand selber „etwas zu tun“ und sich nicht mit schon Fertigem bedienen zu lassen. In den Tagen danach habe ich diesen „KLP-Rhythmus“ manchmal vermisst. Dieses unmittelbare Tun und Reagieren auf die Leute, das sich untereinander absprechen, miteinander auskommen, anstrengende Momente und Situationen, die immer wieder abgelöst bzw. aufgelöst wurden durch so viele humorvolle Begegnungen verbunden mit herzhaftem Lachen, erlebter Sinnhaftigkeit und dem „ayurvedischen Gefühl“ etwas Wichtiges über das Leben an sich zu erfahren. Ich freue mich schon, kommendes Jahr wieder Teil des „sympathischen Wildkräuterquartetts“ zu sein! Und vielleicht schauen Sie ja auch mal vorbei? |
siehe
auch Videos:
Erlebnis~Küche 2012
und
Gesamtprogramm
im Wildkräutergarten zur KLP 2013
TEXT UND FOTOS
VON MARION KADEN .Wildkräuter aus eigenem Garten.
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In einem Ortteil von Dannenberg, Landkreis Lüchow-Dannenberg, unterhält Christina Schuster einen circa ein Hektar großen landwirtschaftlichen Betrieb. Er wird von der Landwirtin intensiv bewirtschaftet, denn sie betreibt einen Wildkräuter-Versand über das Internet. Außerdem bringt sie Interessierten alles rund um das Gärtnern, Ernten oder Zubereiten von Wildkräutern bei. |
Ihre erste Führung findet Anfang April statt. Da fegt noch ein sehr kalter Wind durch den Garten. Trotzdem hat sich eine Gruppe zusammengefunden, die herzlich empfangen wird. „Am besten wir duzen uns“, schlägt Christina gleich zu Beginn vor und lädt zunächst in eine offene Scheune ein. An einem runden Tisch finden alle Platz, Becher und heisses Wasser stehen bereit. Nur die Kräuter fehlen noch. „Habt ihr schon einmal Gierschtee getrunken?“, fragt sie in die Runde. Erstauntes Kopfschütteln. Christina stürmt in den Garten, um eine Minute später mit einer Handvoll Giersch (Aegopodium podagraria) zurückzukommen. Sie schneidet das von den meisten Gärtnern verhasste „Unkraut“ klein. Dann kommt es in eine Teekanne und wird mit heissem Wasser überbrüht. Während der Gierschtee zieht, ist Zeit für eine kurze Vorstellungsrunde: Biogärtnerin, Heilpraktikerin, Lehrerin bis hin einem Grafiker – eine bunte Gruppe unterschiedlichster Berufe ist vertreten.
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Alle stammen aus der Region. Sie kennen sich oder stellen fest, dass berufliche Querverbindungen bestehen. „Das Netzwerk ist groß und funktioniert wirklich gut“, meint Ute, eine Lehrerin lachend. Der Landkreis Lüchow-Dannenberg hat nicht nur bundesweit Bekanntheit durch die Atommülldeponie Gorleben erlangt. Sondern auch wegen der vielen alternativen Gruppierungen, die langsam parallel zu der Anti-AKW-Bewegung entstanden. Diese organisieren nun seit über drei Jahrzehnten einträchtig und fantasievoll ihren Widerstand gegen die Atommülldeponie oder AKW-Politik und entwickelten dabei viel Alternatives.
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In diesem Rahmen hat auch Christina ihren Platz im Landkreis gefunden. Sie arbeitete zwölf Jahre lang im Bio-Anbau, wandte sich dann schließlich ganz den Wildkräutern zu und kaufte Land, für das sie nun lebt und arbeitet. Sie schenkt den Gierschtee aus und beobachtet gespannt ihre Gäste. Doch der Tee findet wegen seines leichten, milden Geschmacks allgemeine Anerkennung. Dann erzählt Christina von ihrer Unternehmung: Sie erntet Wildkräuter ausschließlich aus ihrem eigenen Garten. „Denn so weiss ich, was ich habe“, erklärt sie und führt aus, dass weder Hunde, Pestizide noch Dünger die Erde oder Wildpflanzen verunreinigen können. „Außerdem arbeite ich immer nur mit der Natur“, betont sie. Diesen Satz wird sie noch häufiger sagen, doch erst durch ihre Erklärungen im Garten wird deutlich, was sie damit tatsächlich meint.
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Wichtig: Sehen, fühlen, riechen, schmecken Nachdem Christina alle Beteiligten mit einem kleinen Eimerchen und Küchenmessern ausgestattet hat, geht die Gruppe in den Garten. Dieser hat überhaupt nichts mit den sonst üblichen Gärten zu tun: Es gibt keine abgesteckten Wege, gehackte Beete oder sonstig freigelegte Erde, sondern für ungeübte Augen mehr oder weniger hohe Grasflächen. Unter den Büschen und Bäumen ist immer nur blätterbedeckte Erde, hier und da liegen kleinere Zweig- und Blätteransammlungen herum. Dazwischen wagen sich überall Wildkräuter hervor. „Sicherlich kennt ihr schon die eine oder andere Pflanze“, vermutet Christina. Die Schafgarbe beispielsweise wächst einem sonnigen Plätzchen schon recht kräftig. „Beim Sammeln von Wildkräuter ist wichtig zu sehen, fühlen, riechen und zu schmecken“, betont sie. Sie zupft ein paar ältere und ganz junge Schafgarbeblätter und verteilt diese. Und tatsächlich: Die alten vollkommen entfalteten Blätter fühlen sich kratzig an den Lippen an und schmecken auch nicht mehr besonders zart. Die jungen Blättchen hinegen sind noch zusammengerollt, haben einen zarten Flaum, sind weich an Lippen und Gaumen und schmecken gut. „Seht ihr“, sagt Christina zufrieden. „Und so geht ihr mit allem vor. Denn warum soll ich zum Beispiel alte, bittere oder zähe Blätter in meinen Salat geben?
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Löwenzahn-Vielfalt Ihr Beispiel vertieft sie an der nächsten Pflanze, den Löwenzahn (Taraxacum). „Es gibt 120 unterschiedliche Löwenzahnarten“, erklärt die Landwirtin und weist auf die verschiedenen Blattformen hin. In ihrer Hand hält sie drei Blätter: „Alle sind unterschiedlich in ihrer Form. Die einen sind besonders stark gebuchtet und dieses hat sogar einen schwarzen Blattrand“, so Christina. Nach eingehender Untersuchung bestätigt die Gruppe, dass die stark gebuchteten, mit schwarzem Rand ausgestatteten Blätter nicht wirklich lecker aussehen, sondern nur die weich geformten und sich samtig anfühlenden Löwenzahnblätter. Auch die Geschmacksprobe ist eindeutig: Die schwarzgerandeten haben einen sehr bitteren Geschmack, während die weichen wesentlich milder sind. Folglich wandern nur noch entsprechend geformte Löwenzahnblätter in die kleinen Eimer.
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Das besondere Kräuter-Brot Dann stellt Christina den Fäberwaid (Isatis tinctoria L.) vor. Sie ist den meisten unbekannt. Die Pflanze wächst in schon stattlich ausgeprägten Rosetten und hat kräftige, große Blätter. Mit ihrem runden Spezialmesser beschneidet Christina einen Büschel Färberwaid und verteilt die Blätter zur Probe. Sie haben einen kräftigen, würzigen, scharfen auch an Kresse erinnernden, angenehmen Geschmack. „Wird die Triebspitze von Wildpflanzen abgeschnitten, teilt sie sich und wächst folglich doppelt wieder nach“, so Christina. Somit hat sie keine Probleme beim Ernten von Wildpflanzen während des ganzen Jahres.
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Zur Überraschung der Gruppe lassen sich nach diesem kalten Winter nun – wenn zum Teil auch noch sehr klein – noch viele andere Wildpflanzen finden: Vogelmiere (Stellaria media), efeublättriger Ehrenpreis (Veronica hederifolia), rote Taubnessel (Lamium purpureum) oder Knoblauchrauke (Alliaria petiolata) (Alliaria petiolata). Die Knoblauchrauke ist allerdings gerade erst aus dem Boden gekommen und zeigt nur einen zarten Stil mit zwei winzigen Blättchen. Ute hatte sie zuerst entdeckt und kommt unsicher zu Christina. Ob sie denn „etwas Richtiges“ gepflückt hat will sie wissen. Doch Christina ermuntert nur: „Probiere einfach aus!“. Erstaunt stellt Ute fest: Selbst dieses feine Pflänzchen hat schon den unverkennbaren Knoblauchgeschmack. Nach einer Weile sind die Hälfte der kleinen Eimer gefüllt. „Zeit, eine kleine Pause zu machen“, findet Christina. Sie sammelt die Wildkräuter ein und wäscht diese gründlich. Anschließend werden die Pflanzen leicht getrocknet und geschnitten. Für eine Zwischenmahlzeit der Extraklasse hat Christina ein Vollkornbrot mitgebracht, dass sie in Scheiben schneidet. Darauf wird entweder Butter oder eine Sesampaste gestrichen dann die geschnittenen Wildkräuter – fertig.
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Pflanzenschutz beachten Jeder bekommt eine Scheibe und ist begeistert. Dazu gibt es noch einen weiteren Gierschtee. Aus dem anderen Teil der gesammelten Kräuter wird noch ein Quark gezaubert. „Milchprodukte wie Quark oder Sahne mildern die Schärfe des Färberwaids oder die kräftige Würze vieler Wildpflanze ab“, erklärt die Landwirtin beim Zubereiten. Sie nimmt nur 500 Gramm Magerquark und verrührt darin die Wildkräuter. Sie verzichtet auf Salz oder Pfeffer, denn die Kräuter haben ihren eigenen, kräftigen Geschmack. Auch das Brot mit Wildkräuter-Quark kommt gut an. Derart geschmacklich angeregt, will die Gruppe mehr Rezepte und Tipps haben. Doch Christina winkt ab. „Von Rezepten halte ich eigentlich nichts“, sagt sie schlicht. Sie findet, dass sich alles aus Wildkräutern zubereiten lässt. „Ich kann Nudeln machen und |
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dazu eine leckere Sauce aus Giersch und Brennnesseln, oder was der Garten gerade hergibt“, so Christina. „Ob nun Omelett, Salat, Gemüse als Beilage zu Fisch oder Fleisch, alles ist denkbar“. Der Fantasie sind eigentlich keine Grenzen gesetzt. Denn viele Pflanzen wie Giersch, Brennnesseln, Taubnesseln wachsen im Überfluss. Junge, frische Blätter, die an ihrer hellen Farbe zu erkennen sind, wachsen während des ganzen Jahres nach. Nur bei manchen Pflanzen sollten Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG [1]) oder die Verordnung zum Schutz wild lebender Tier- und Pflanzenarten (BArtSchV [2]) beachtet werden. So ist zum Beispiel die bittere Schafgarbe (Achillea clavennae L.) vom Aussterben bedroht. Sie sollten nicht Bestandteil eines Speiseplans werden.
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Wie bleiben Wildkräuter am besten frisch? Auf ihren Wildkräuter-Internet-Versand angesprochen, kommt Christina auf das Frischhalten zu sprechen. „Wildkräuter werden am besten morgens geerntet, wenn der Tau noch auf den Blättern liegt“, erklärt sie. Die Ernte wird in Plastikbehältern oder emaillierten Schüsseln gesammelt, dann für ein bis zwei Stunden an einem kühlen Ort ausgebreitet. „Durch die dabei entstehende Verdunstungskälte werden die Wildkräuter effektiv und energiesparend herruntergekühlt“, erläutert sie „und danach in Plastikbehältern verschickt“. Der leicht feuchte Salat hält sich gekühlt und so verwahrt eine ganze Woche lang. Wem das frühe Aufstehen Schwierigkeiten bereitet, kann Wildkräuter auch etwas später ernten. „Hat die Sonne ein oder zwei Stunden auf die Blätter eingewirkt, können die Pflanzen nur am gleichen Tag verarbeitet werden. Ein Aufbewahren lohnt sich dann nicht“, so Christina.
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Geschätzte Krankenkost Sie erzählt dann weiter, dass Krebs- oder auch beispielsweise Multiple-Sklerose-Erkrankte zu ihren treuen Kunden zählen. „Diese Patienten schätzen die Wildkräuter wegen ihrer wert- und gehaltvollen Inhaltsstoffe“, so die Landwirtin. Sie zeigt auf mehrere Vergleichttabellen, die auf dem Tisch ausgebreitet liegen. So hat zum Beispiel der als besonders gesund gepriesene Spinat aus normalen Gartenkulturen gezogen 633 Milligramm Kalium, 126 Milligramm Calcium und 4,1 Milligramm Eisen. Er wird von Wildpflanzen unter anderem zum Beispiel von Brennnesseln weit übertrumpft: Diese enthalten in der vergleichbaren |
Menge 410 Milligramm Kalium, 630 Milligramm Calcium und 7,8 Milligramm Eisen. Schon das kurze Studieren der Tabellen zeigt schon auf den ersten Blick, dass die Wildkräuter sämtlich wesentlich höhere Inhaltsstoffe aufweisen. Den Anfängern in der Runde schärft Christina ein, dass nur Pflanzen geerntet werden, die als sicher essbar erkannt und durch Probieren als sinnvoll erachet wurden.
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Bodenbedeckung und Mikroklima Nach der kleinen Stärkung erklärt Christina noch etwas über die Gartenbearbeitung. „Ein Garten ist im stetigen Wandel begriffen“, sagt sie. Für ihr Konzept „Arbeiten mit der Natur“ ist der Verzicht auf künstliche oder Kompostdüngung unerlässlich. Durch Kompostierung zum Beispiel werden viele Samen, die sich im Kompost angesammelt haben, über den ganzen Garten verteilt. Statt dessen nimmt sie einen langen Schraubenzieher lockert damit den Boden und zieht die Gräser, die sie nicht haben möchte, heraus. Danach klopft sie die Erde gründlich ab und legt den Grasbüschel auf die Seite. „Der Wind trocknet den Grasbüschel aus, und ich verwende ihn sofort als Bodendecker“, sagt Christina. Das mag anderen als sehr mühsam entscheiden, doch so siedeln sich langsam robuste Pflanzen an, die Christina gerne in ihrem Garten haben möchte. Auch vom Umgraben hält sie nicht so viel. Denn zum Beispiel in einer Hand voller Gartenerde leben alleine circa 100 Insekten und Milben, 110 Gliederwürmer, 250 Springschwänze, 25.000 Fadenwürmer, 7,5 Millionen Protozoen (), 100 Millionen Pilze und 125 Millionen Bakterien. Leicht nachvollziehbar ist für sie also, dass alleine durch einen Spatenstich, dieses empfindliche Mikroklima erheblich gestört wird. Statt dessen verfährt Christina wie schon bei dem Jäten: Sie nimmt einen Spatenstich, klopft diesen gründlichst von der Erde ab und nutzt wiederum die entfernten Gräser und Wurzeln als Abdeckung. „In dieser gelockerten, abgedeckten Erde können dann auch Kulturpflanzen wie Kartoffeln bestens gedeihen“, so Christina.
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In ihrem Garten wachsen allerdings nirgends Kulturpflanzen. Sie will nur Wildpflanzen, die zwar langsamer wachsen, dafür aber wesentlich robuster sind, „Ich greife auch nicht ein, indem ich wässere“, sagt sie. Selbst in heissen Sommern sorgt nur natürliche Bodenbedeckung dafür, dass der Wind nichts austrocknen kann. Oder sie lässt genügend Büsche oder Bäume wachsen in deren Schatten viele empfindliche Wildkräuter gut gedeihen. Wer mehr wissen will, muss im Sommer wiederkommen oder eines ihrer Seminare mitmachen. |
Website Christina Schuster für weitere Informationen, Nährstofftabellen, Tipps oder Terminhinweise: www.wild-kraeuter.de. Autor/In: Marion Kaden, Heilpflanzen-Welt (2010) |
TEXT VON SOLVEIG
FELDMEIER |
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Und was auf den ersten Blick etwas verkrautet und wild wirkt, hat System: Die 'Unkräuter' sind wertvolle Wildkräuter, abgeblüte Pflanzen müssen sich versamen, tiefwurzelnde Pflanzen holen Nährstoffe aus tieferen Erdschichten, von denen Nachbarn profitieren. mit großem körperlichen Einsatz bearbeitet Christina Schuster ihren Garten mit Sense, Hacke, Heckenschere und wird manchmal von weidenden Schafen unterstützt, die sich jedoch als Feinschmecker erweisen und nicht alles kürzen. Nach der schwierigen Aufbau- und Anlaufphase kann Christina Schuster seit 4 Jahren von ihrem Kräutergarten leben, neben dem Pflanzenverkauf hauptsächlich vom Verkauf und Versand frischer Wildkräuter, vor allem aber dem Wildkräutersalat, einer Mischung aus frischen jungen Blättern und Blüten mit ganz unterschiedlichen Geschmacksnoten von zart (z.b. Vogelmiere, Giersch, Franzosenkraut), pikant (z.B. Löwenzahn, Sauerampfer) bis scharf (Berufkraut, Rettichsamenstände). Dazu kommen noch viele andere Kräuter und Blüten von Nachtkerze, Ackerstiefmütterchen, Weidenröschen, Margariten.
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Die Kräutergärtnerin hat einen Privatkundenkreis und beliefert die gehobene Gastronomie, die den farbenfrohen Wildkräutersalat gern auf die Speisekarte setzt. Die Blüten des Muskatellersalbeis werden in den Laden 'Zaubertrank' nach Hamburg geschickt und sind Hauptbestandteil eines Muskatellerbiers. Übrigens: In Wildkräuterführungen, Kursen und Seminaren zeigt Christina Schuster wie reich, wohlschmeckend und wertvoll die Natur den Tisch deckt, wenn man sich auskennt. |
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